Ranking - Die Zukunft von Google und SEO
Bisherige und neue Ranking-Faktoren
Bisherige Ranking-Faktoren
Bisher zählten Backlinks als wichtiges Ranking-Kriterium (Reputation), wobei die Zahl der Links immer unwichtiger wird, dafür jedoch die Bedeutung ihrer Qualität steigt: Es zählen vor allem solche Links, die von vetrauenswürdigen Seiten stammen, und solche, über die tatsächlich Besucher auf die Webseite gelangen und damit Traffic generieren.
Einer der wichtigsten Ranking-Faktoren ist zudem der Inhalt. Er muss nicht nur zur Suchanfrage passen (Relevanz), belohnt werden aus verschiedenen Gründen vor allem sehr hochwertige Inhalte, die durch Einzigartigkeit und Ausführlichkeit hervorstechen und dem Benutzer damit einen echten Mehrwert bieten. Die Relevanz kann Google mittlerweile gut durch z.B. sogenannte Themenwörter feststellen, die Qualität durch z.B. die Aufenthaltsdauer und Absprungrate auf der gesamten Webseite und den einzelnen Seiten.
Ziel ist dabei immer, dem Besucher das möglichst passendste und informativste Ergebnis zu liefern, mehrere hundert Faktoren prüft Googles Algorithmus, um eine Webseite einzuschätzen.
Neu: „Richtige“ Inhalte als Ranking-Kriterium
Dabei gab es aber bisher ein Problem: Google konnte bisher nicht die Richtigkeit der Inhalte überprüfen, sondern musste sich auf die Besuchersignale verlassen – sodass mitunter auch inhaltlich falsche Seiten weitaus besser rankten als ihre valideren Konkurrenten.
Diese Schwäche möchte Google nun ausgleichen und hat dazu über die Jahre über 2,8 Milliarden inhaltlich vertrauenswürdige Fakten gesammelt. Diese Fakten sollen künftig zur Analyse der inhaltlichen Korrektheit von Texten herangezogen werden, auch um inhaltliche Widersprüche zu erkennen – denn bisher konnten Algorithmen Textqualität nicht ansatzweise so gut einschätzen wie Menschen.
Dazu sucht Google in den Webseiten nach sogenannten „atomaren Fakten“, isoliert und analysiert sie, wie das vonstatten geht, zeigt der Blogger Christoph Kappes:
Wenn ein Satz lautet „In der Wochenzeitung, die Dienstag erschien, wurde der 6jährige Staatspräsident Müller von einer achtarmigen Kellnerin erschossen“, dann sind hier drei Fakten versteckt, welche die Maschine speichert, zum Beispiel eine achtarmige Kellnerin.
„Achtarmige Kelnnerin“ wird nun in in Subjekt, Prädikat und Objekt eingeordnet, also in das Subjekt „Kellnerin“, das Prädikat „hat-Arme“ und das Attribut „8“. Die Verbindung dieser drei Inhalte, genannt Triplets, wird nun mit anderen Webseiten und den eigenen Daten abgeglichen – Google verfügt in seiner Datenbank wohl bereits auch über mehr als 1,6 Millarden korrekter Triplets.
Wenn eine hohe Übereinstimmung an korrekten Triplets und Fakten gefunden wird, wird dem Inhalt auf einer Webseite eine hohe Wahrheits-Wahrscheinlichkeit zugesprochen – oder auch nicht, wie hier im Beispiel der achtarmigen Kellnerin.
Es dürfte spannend werden, wie und wie stark sich diese Algorithmuserweiterung auswirkt, auch z.B. bei Satire-Webseiten. Und ob damit eine weitere Möglichkeit geöffnet wird, das Ranking zu manipulieren: Werden auf Webseiten in Zukunft möglichst viele „wahre“ Fakten untergebracht, um eine bessere Positionierung bei Google zu erreichen? Das dürfte sicherlich nur eingeschränkte Auswirkungen haben: Denn wenn sobald das das Besucherverhalten negativ beeinflusst, käme es auch wieder zu einer entsprechenden Abstufung.
Von der Such- zur Findmaschine
Neben der Ausweitung der Rankingfaktoren ändert Google auch die eigene Ausrichtung: Von der Such- zur Findmaschine. Denn Suchmaschinen-Benutzer sind oft auf der Suche nach einer direkten Antwort und geben eine Frage ein, ähnlich der Sprachassisten Siri, Google Now und Cortana, die Fragen ebenfalls direkt beantworten. Diese Technologie überträgt Google auch auf die Google-Suche; anstatt Suchenden nur eine Liste an passenden Webseiten auszuspucken, wird immer mehr auch die Antwort selbst ausgegeben.
Das ist heute schon umgesetzt, wie man an Suchanfragen wie Wetter Berlin Freitag und Bundesliga Ergebnisse erkennen kann. Die Antwort erscheint über der Liste von Webseiten:
Die Zukunft der Google-Suche soll immer mehr direkten Antworten gehören. Google hat mit dem Indexieren der Webseiten seit über 10 Jahren dazu eine gewaltige Menge an Fakten zur Verfügung, die es auch auf Richtigkeit überprüfen kann (s.o.). Nach einer langen Zeit, in der der Algorithmus vor allem verfeinert wurde auf inhaltliche Relevanz zur Suchanfrage, Besucherverhalten, Reputation (Wer redet über die Webseite?) und Spam-Erkennung, stehen nun also einige Veränderungen ins Haus.
Auswirkungen
Welche Webseiten hiervon negativ betroffen sein werden, bleibt abzuwarten: Webseiten, die vor allem Antworten auf Fragen liefern wie z.B. zu Wetter oder Spielergebnissen, werden sicher schon direkte Auswirkungen spüren. Perspektivisch dürften die Auswirkungen hier noch stärker sein: Umso mehr Menschen feststellen, dass Google ihnen direkt Antworten ausgibt, umso mehr werden sicherlich auch ihre Suchanfragen verändern, verstärkt durch die Benutzung von Sprachassistenten.
Weniger betroffen werden – wahrscheinlich oder zunächst – Webseiten sein, die Produkte oder Dienstleistungen wie Übernachtungen anbieten – zumindest solange, wie Google zu z.B. Übernachtung Berlin nicht direkt eine Liste mit Preisen u.ä. ausgibt. Der Weg ist offen, gibt aber zu denken: Denn auch heute soll man schon für Google Produkte, Dienstleistungen, Preise, Bewertungen und mehr gesondert markieren, damit Google dies zuordnen kann. Inwieweit das später für eine „direkte Antwort“ Googles genutzt wird, bleibt abzuwarten.
Ausblick auf SEO nach 2014
Als Firma, Webseitenbetreiber und SEO ist es jedoch auch schwer, sich gegen z.B. diese Markierungen zu wehren: Denn diese erweitern die Vorschau in den Suchergebnissen und ziehen somit – bisher – mehr Besucher auf die Webseite. Und sollte irgendwann eine direkte Umstellung auch hier auf direkte Antworten erfolgen, ist Gegenwehr ebenso schwer möglich: Denn dann ließe man der Konkurrenz den Vortritt und würde u.U. in diesen Antworten gar nicht aufgeführt. Wovon die Auflistung in diesen Antworten dann wiederrum abhängt, bliebe ebenso abzuwarten: Bei Übernachtung Berlin wären hier z.B. Preis, Bewertungen, Entfernung zur Stadtmitte u.ä. denkbar.
Entkommen kann man diesen Entwicklungen nicht: Ist doch eine gute Positionierung in der Google-Suche heute maßgeblich für den Kundengewinn und damit Geschäftserfolg. Dazu ist es notwendig, sich den Rankingfaktoren Googles anzupassen – und spielt ihm damit wieder in die Hände.
Bisher ist das jedoch noch Zukunftsmusik. Und sollte dieses Szenario einmal eintreten, wird es sicher – so wie bisher immer – weiter Möglichkeiten geben, dies zu seinem Gunsten zu beeinflussen. Denn Googles Geschäftsmodell sind Informationen, nicht die Produkte und Dienstleistungen der Unternehmen selbst. Das Ziel von SEO könnte sich damit verschieben von einer möglichst guten Platzierung hin zu einer möglichst passenden Antwort, die Google bevorzugt ausgibt.
Damit bleibt SEO weiter ein spannendes Feld, in dem vor allem eins gefragt ist: Neue Entwicklungen zu erkennen und darauf derart einzugehen, als dass sie zum eigenen Vorteil werden – welche auch immer das sein werden.